Altötting in thematischen Spaziergängen erleben – das wird möglich mit den neuen Altöttinger Themenwegen. Mit diesem Konzept will die Stadt Altötting die Erlebnis- und Aufenthaltsqualität für Gäste und Bürger erhöhen.
Ein Eintauchen in verschiedene Aspekte der Stadtgeschichte, ein sportlicher Spaziergang oder eine meditative Tour, das alles wird in den kommenden Jahren möglich. Jedes Jahr kommen ein bis zwei Themenwege dazu. Allen gemein ist, dass die Wege Geschichten erzählen. Den Auftakt macht der Altöttinger Themenweg zum 28. April 1945.
Auftakt: Altöttinger Themenweg 28. April 1945
Ausgehend vom diesjährigen 80. Jahrestag der Altöttinger Bürgermorde wurde der erste Themenweg eingeweiht. Dieser ist nicht nur für geschichtsinteressierte Einheimische relevant, sondern will vor allem auch jüngere Bürgerinnen und Bürger ansprechen und aufmerksam machen. Die Stadt setzt hiermit auch ein Zeichen der Erinnerungskultur an die Gräueltaten der NS-Zeit. „Freiheit, Demokratie und Frieden sind elementare Werte, die es zu verteidigen und zu fördern gilt. Dies ist umso wichtiger gerade in einer Zeit, in der nicht nur die Geschehnisse des NS-Regimes immer mehr in Vergessenheit geraten, sondern auch, in der rechte Tendenzen und Populismus zunehmen,“ wie Erster Bürgermeister Stephan Antwerpen bestätigt. Ein Erinnern und Verstehen der Vergangenheit ist immens wichtig für die Zukunft und für ein „Nie wieder“! Der neue digitale Themenweg orientiert sich an der von Stadtführer Hannes Schneider erarbeiteten Stadtführung zu den Geschehnissen des 28. April 1945 und wurde zusätzlich von weiteren Experten aus Heimatbund, Stadtarchiv und Historikern begleitet. Durch die digitale Aufbereitung ist der Rundgang jederzeit verfügbar und die Thematik im Stadtbild präsent. Die digitale Führung erfolgt mittels der Web-App lialo. 75 – 90 Minuten für 16 thematische Stopps und einen optionalen Spaziergang gilt es einzuplanen. Start der Tour ist vor dem Altöttinger Rathaus. Infos gibt es in der Altöttinger Bürger- und Touristinfo. 3 thematische Infotafeln im Bereich des Kreuzweges und der Berufsfachschule für Musik, nahe an den historischen Schauplätzen weisen auf den Themenweg hin.
Erinnerungsskulptur gegen das Vergessen
Geschaffen vom Altöttinger Künstler Christian Pöllner, erinnert nun im 80. Gedenkjahr eine Skulptur an die Altöttinger Bürgermorde. Sie zeigt die Silhouetten von fünf Menschen aus Stahl, teils pulverbeschichtet, teils naturbelassen und 2,20 Meter hoch. Die Darstellung erinnert an Tatortskizzen: Die Körper der Personen liegen am Boden, die Umrisse bleiben stehen, wie plötzlich aus dem Leben gerissen. Genau dies wollte der Künstler zum Ausdruck bringen. „Mich beschäftigt diese Situation vor 80 Jahren sehr. Wie reagiert man in solchen Situationen? Wie hätte ich selbst reagiert?“ Zur Beschäftigung mit diesen Fragen will der Künstler anregen.
Die Skulptur „Gegen das Vergessen“ befindet sich im Garten der Berufsfachschule für Musik, dem Ort der Hauptgeschehnisse der Bürgermorde: Am 28. April 1945 wurden an dieser Stelle fünf Bürger von der SS hingerichtet. Sie schafft im öffentlichen Raum einen zusätzlichen Ankerpunkt, um die Thematik direkt in den Alltag der Bürger zu integrieren, wie Stephan Antwerpen betont: „In Gedenken an die Bürgermorde wurde 1959 bereits die Altöttinger Rastkapelle gebaut. Die Skulptur soll diese in keinem Fall ersetzen, sondern vielmehr ergänzen: Wie auch der Themenweg verweist sie auf die Rastkapelle als einen Ort, an dem in Stille getrauert werden kann.“
Die Altöttinger Bürgermorde – 28. April 1945
In den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges reagierten Altöttinger Bürger unter Federführung des Landrates Josef Kehrer auf den Aufruf der Freiheitsaktion Bayern. Sie wollten die Stadt in den letzten Kriegstagen kampflos an die heranrückenden US-Truppen übergeben und dem Leiden und Sterben so ein Ende bereiten und die Heimat schützen. Der Aufstand schlug fehl, so wie auch die zentrale Aktion der Freiheitsaktion Bayern scheiterte. Fünf Altöttinger Bürger wurden von den NS-Machthabern am 28. April 1945 als Verräter ermordet und zwei weitere starben in den Folgetagen.
Für weitere Informationen steht Ihnen Leandra Busch jederzeit gerne unter der Durchwahl +49 8671 5062-38 oder E-Mail leandra.busch@altoetting.de zur Verfügung.
Bericht und Foto: Kreisstadt Altötting