Kirche

Am Grab von Christian Kaufmann -Großes Lebenswerk

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Ein überaus arbeitsreiches, bescheidenes und gläubiges Leben führte Christian Kaufmann aus Giebing, der im Kreise seiner Familie und mit seinen letzten Worten „Pfüa God“ im Alter von 86 Jahren verstarb. Welch hoher Beliebtheit und Wertschätzung sich der Verstorbene zu Lebzeiten erfreute, zeigte die hohe Beteiligung an der Trauerfeier in der Ortskirche St. Bartholomäus, deren Plätze ebenso wenig ausreichten wie die im benachbarten Pfarrheim. Pfarrer Klaus Hofstetter, der das Requiem zusammen mit dem Hittenkirchener Trachtenvereinsmitglied Josef Steindlmüller feierte, erinnerte in seinem Rückblick an das Leben von Christian Kaufmann. „Sein Vater musste in den Ersten und Zweiten Weltkrieg, er selbst wurde von diesem Schicksal verschont, deshalb sah es Christian Kaufmann sein Lebtag lang als Verpflichtung an, sich für die Familie, für die Landwirtschaft, für die Gemeinde, für die Kirche, für die Vereine und für das Ehrenamt zu engagieren und er tat dies in beispielhafter Konsequenz, bis ins hohe Alter und im Übermaß“ – so Pfarrer Klas Hofstetter. Im Nachruf am offenen Grab würdigte Zweiter Vorstand Florian Wörndl den verstorbenen Ehrenvorsitzenden mit den Worten: „Der Verlust für unseren Verein ist immens, doch wollen wir heute dankbar und froh sein, dass wir mit Christian Kaufmann einen so guten Strategen mit enormer Schaffenskraft hatten“. Kaufmann war fast 70 Jahre Mitglied beim Trachtenverein „Almenrausch“ Hittenkirchen, 1949 übernahm er das Amt des Kassiers, ab 1950  war er für zehn Jahre bis zur Hochzeit mit seiner Frau Notburga Vorplattler, ab 1962 war er Zweiter Vorstand, von 1967 bis 2000 war er 33 Jahre Erster Vorstand, dann übergab er das Amt an seinen Sohn Christoph, der ihn mit Freude und Zustimmung des ganzen Vereins 2001 zum Ehrenvorsitzenden ernennen konnte. „Kaufmann war uns Vorbild mit seiner intakten Trachtlerfamilie und er wirkte bei vier Gaufesten des Chiemgau-Alpenverbandes in den Jahren 1952, 1971, 1986 und 2011 als Vorplattler, Vorstand und Ehrenvorstand in starker Weise mit. Eine Sternstunde für den Verein war 1975 der Bau des Trachtenheims, das auf seine Initiative zurückging. Bis zuletzt war er Bauherr, Manager, Wirt und Hausmeister, kaum eine der über 1.600 Veranstaltungen im Trachtenheim waren nicht von ihm umsorgt, sogar bei der jüngsten Theateraufführung war er trotz schwerer Krankheit noch zugegen“, sagte Florian Wörndl. Für den Chiemgau-Alpenverband dankte Gauvorstand Miche Huber dem Kaufmann Christ für 16jährige Mitwirkung in der Gauvorstandschaft von 1958 bis 1965 und von 1968 bis 1977.  „Jung und Oid mitanand – dieser Wahlspruch des Gauverbandes wurde von Christian Kaufmann vorgelebt, deshalb, aber auch für seine vielen Ratschläge wurde er 1996 zum Ehrenmitglied ernannt und 1985 mit dem Goldenen Verdienstzeichen in Gold und damit mit der höchsten Auszeichnung des Chiemgau-Alpenverbandes geehrt“, so Gauvorstand Miche Huber.

Erster Bürgermeister Philipp Bernhofer erinnerte in seinem Nachruf an den Einsatz von Christian Kaufmann für das Gemeinde- und Gemeinwohl. „Kaufmann war von 1966 bis 1996 in Hittenkirchen und Bernau Gemeinderat, er war Vorsitzender vom Wasserbeschaffungsverband Giebing von 1978 bis 1998, er war für die Gemeinde Bernau ein wertvoller Partner bei der Gebietsreform 1978 und er war auch nach der Eingemeindung ein aktiver Vertreter für die Belange der Altgemeinde, insbesondere von 1984 bis 1996 als Dritter Bürgermeister. Mit dem Bau des Trachtenheims wurde die Hittenkirchener bis heute Dorfgemeinschaft gestärkt“, so Bürgermeister Bernhofer, der weiter sagte, dass Kaufmann viel am Erhalt des Alten Schulhauses (dem heutigen Kindergarten) lag, gemäß seinen eigenen Worten „Was den Menschen ans Herz geht, behält man“. Aufgrund der vielen Verdienste -so der Bürgermeister weiter- erhielt Christian Kaufmann das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten, die Kommunale Dankurkunde und die Kommunale Verdienstmedaille und 1996 die Bernauer Bürgermedaille. Bürgermeister Bernhofer beendete seine Traueransprache mit den Worten: „Mir war es nicht gegönnt, Christian Kaufmann länger zu kennen. Aber bereits bei meinem Dienstantritt vor drei Jahren erkannte ich in ihm einen Gesprächspartner, der mir helfen will, Hittenkirchen zu verstehen. Der sich in der Anfangszeit stets zu mir setzte und in langen Gesprächen mir die Altgemeinde Hittenkirchen näher brachte, mir Hintergrundwissen vermittelte und mithalf, dass ich mich in Hittenkirchen willkommen fühlte. Der Mensch Christian Kaufmann war aufrichtig, gerade heraus, der seine Meinung und Zusammenhänge erklärte, dabei zurückhaltend und verständnisvoll sowie scharf bei Verstand und reich an Lebensweisheit war“.

Viel für CSU, Rinderzuchtverband und Viehzuchtgenossenschaft getan

Für den CSU-Ortsverband Bernau-Hittenkirchen dankte Vorsitzende Irene Biebl-Daiber für Verbundenheit und Mitgliedschaft seit 1961. Der Rinderzuchtverband Traunstein erinnerte durch seinen Vorsitzenden Hubert Hartl an das solide und starke Engagement von Christian Kaufmann, der 21 Jahre im Ausschuss und 12 Jahre Zweiter Vorsitzender war. In diese Zeit fiel auch die Gründung der Viehzuchtgenossenschaft Rosenheim-Ost. Wie dessen Vorsitzender Johann Mayer sagte, war Kaufmann 1977 treibende Kraft als Gründungsvorstand, die erste Tierschau 1979 in Hohenaschau wurde von ihm organisiert. „Christian Kaufmann hat die VZG Rosenheim-Ost geprägt, er war ein hoch geschätzter Ehrenvorsitzender“, so Mayer. In einem weiteren Nachruf sagte der Geschäftsführer und Priener Hauptgeschäftsstellenleiter Christian Denk für der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim Chiemsee Dankesworte namens des Vorstands, des Aufsichtsrates und der Mitglieder. „Herr Kaufmann war 28 Jahre im Aufsichtsrat und er hat viele notwendige Veränderungen mitgetragen, ihm haben wir viel zu verdanken“, so Christian Denk. Seit 1961 pflegte Kaufmann mit dem Heimat- und Trachtenbund Bräunlingen im Schwarzwald eine tiefe Freundschaft. Dessen Vorsitzender Hartmut Müller sagte ein „Vergelt´s Gott“ hierfür und erinnerte daran, dass Christian Kaufmann das bislang einzige Ehrenmitglied im Bräunlinger Verein ist. Die musikalische Gestaltung der Trauerfeierlichkeiten in der Kirche und auf dem Friedhof übernahmen der Kirchenchor, der Fraueninsel-Viergesang mit Willi Weitzel an der Zither sowie die Wildenwarter Blasmusikant, die den großen Trauerzug vom Leichenhaus bis zum offenen Grab unter der Leitung von Sebastian Graf zusammen mit den zwei Fahnen des Trachtenvereins, mit den Fahnen der Ortsvereine sowie mit der Standarte des Chiemgau-Alpenverbandes anführte. Die große Schar der Trauernden wurde nach der Beerdigung zum Trauermahl ins Trachtenheim und in die Dorfwirtschaft eingeladen.

Fotos: Hötzelsperger – Eindrücke von den Trauerfeierlichkeiten für Christian Kaufmann

Sterbefoto: Christian Kaufmann

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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