Land- & Forstwirtschaft

AELF: Konservierende Bodenbearbeitung

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Wie kann man den Bodenabtrag durch Erosion auch ohne Pflug möglichst gering halten? Und wie geht man mit den Wetterextremen durch massiven Starkregen einerseits und extremer Trockenheit andererseits um, mit denen sich die Landwirtschaft seit einigen Jahren auch in unseren Breiten auseinandersetzen muss?“ – diese Fragen stellen sich viele Landwirtinnen und Landwirte nicht erst seit Inkrafttreten der bayerischen Erosionsschutzverordnung im letzten Jahr. Trotzdem stellen die Einschränkungen bei Saatzeitpunkt und Bodenbearbeitung im Frühjahr eine große Herausforderung dar. Darin sind sich Praktiker einig. Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberbayern und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein luden deshalb auch dieses Frühjahr wieder zu zwei Feldtagen in Tengling und Leustetten ein. Bei diesen wurden verschiedene Alternativen zum Pflug, Versuche mit Zwischenfrüchten sowie der sogenannte Bodenkoffer vorgestellt. Jeweils 40 Besucher folgten der Einladung.

Franz Gmaindl, der Gewässerschutzberater des AELF, ging auf Anbauversuche mit Zwischenfrüchten ein. Dabei stellte er die Bedeutung der Auswahlfaktoren, wie die Artenzusammensetzung, die Bodenbedeckung oder die Wurzelmasse und Wurzeltiefe dar. Weiter stellte er Vorteile der Minimalbodenbearbeitung vor, durch die der Boden seine natürliche Struktur im Oberboden behält und Wasser besser filtrieren kann. Durch die verbesserte Sickerfähigkeit des Bodens werden Erosion und Nährstoffabschwemmungen vermindert (siehe Bild 1).

Der boden:ständig-Umsetzungsbegleiter des ALE, Christian Fuchsgruber, und Miriam Gröbner, Mitarbeiterin beim Maschinenring Traunstein, stellten den Bodenkoffer vor. Mit verschiedenen Tests können Landwirte Informationen zur Beschaffenheit ihres eigenen Bodens bekommen. Eine genaue Kenntnis über den Zustand des Bodens ist wichtig, um so Verbesserungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Beim „Sickerversuch“ wird zum Beispiel ein Starkregenereignis simuliert, indem Wasser in einen Ring gegossen wird und dabei die Zeit gemessen wird, bis das Wasser vollständig versickert ist. Versickert das Wasser nicht, läuft es oberflächlich ab und kann zu Erosion führen (siehe Bild 2). Ein weiterer Test ist der „ph-Test“, ein Schnelltest mit dem der ph-Wert des Bodens ermittelt wird. Beim „Enzymaktivitätstest“ wird der Boden mit Wasserstoffperoxid beträufelt, um die Aktivität des Bodenlebens zu ermitteln. Die Enzyme der Bodenorganismen spalten das Wasserstoffperoxid auf. In der Folge entstehen Bläschen – viele Bläschen verweisen dabei auf viel Leben im Boden. Der Maschinenring Traunstein stellt seinen Mitgliedern einen Bodenkoffer zur Ausleihe zur Verfügung.

Verschiedene Maschinen im Einsatz – aber kein Pflug

Christian Fuchsgruber und Franz Gmaindl moderierten anschließend die Vorführungen verschiedener Maschinen zur Minimalbodenbearbeitung. Auf einem Acker wurden verschiedene Zwischenfrüchte umgebrochen, auf einem zweiten Acker Kleegras. Auf beiden Äckern soll künftig Mais angebaut werden. Nach jeder Fahrt wurden die bearbeiteten Flächen besichtigt, Unterschiede festgestellt und die Ergebnisse diskutiert. Die verwendeten Maschinen (Grubber, Scheibenegge und Kreiselegge) zeigten, dass auf der Zwischenfruchtfläche mit praktisch jeder Technik nach einem Arbeitsgang ein Saatbeet bereitet werden kann, in welches sofort Mais angebaut werden kann – vorausgesetzt der Boden ist trocken, da es sonst „schmiert“. Damit kann jede am Ort vorhandene Technik genutzt werden und es muss nicht in neue Technik investiert werden (siehe Bild 3).

Anders stellt sich dies beim pfluglosen Kleegrasumbruch dar. Die Schwierigkeit ist hier, dass das Gras sehr schnell wieder anwachsen und so den Mais unterdrücken kann, weshalb der Kleegrasumbruch auch als die „Königsdisziplin“ bezeichnet wird. Aus dem Grund muss der Schnitt so flach erfolgen, dass er im Bereich des Wurzelhalses des Grases liegt. Ein Arbeitsgang reicht in den meisten Fällen nicht aus, viel mehr sind mehrere Fahrten an verschiedenen Tagen notwendig. Der Umbruch gelingt auch nur mit einem Grubber mit schneidenden Scharen wie z.B. Gänsefußscharen. Kreiselegge und Scheibenegge können nur unterstützend tätig sein.

Erstmals kam der innovative Schneidgrubber „Acticut“ zum Einsatz. Dieser kann durch seine zehn rotierenden Scheiben ultraflach und ganzflächig den Grasbestand unterschneiden und somit Wurzel und Spross exakt voneinander trennen. Bei den Versuchen stellte sich heraus, dass gerade beim Kleegrasumbruch eine ebene Fläche von Vorteil ist. Am Abtsdorfer See wurde die zweite Fläche im Vorjahr noch als Weide genutzt und wies daher einen sehr unebenen Boden auf, was die pfluglose Bearbeitung erschwert. Dort wurde auch ein erstes Ergebnis eines neu begonnenen Versuches zur Güllesparierung vorgestellt. Eine Hälfte der Gülledüngung im Frühjahr erfolgte mit reiner Gülle, die andere Hälfte mit separierter Dünngülle. Die separierte Gülle zog gut in den Boden ein, so dass keine Güllewürste mehr sichtbar waren. Anders verhielt es sich mit der normalen Gülle, dort waren sehr deutliche Würste sichtbar, da die Güllewürste bereits zu trocken waren. Beide Feldtage erfreuten sich über großen Zuspruch. Abschließend wurde den Maschinenringen Traunstein und Laufen für die Unterstützung sowie den Betrieben Langwieder, Poller und Steiner für die Bereitstellung der Flächen ein herzlicher Dank ausgesprochen.

Bericht und Bilder:  Ländliche Entwicklung Oberbayern


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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