Kultur

Abschluss der Denkmalschutztour in Schleching

Seit vier Jahren geht die Historikerin, Autorin und Mitglied des Bayerischen Landtages einmal im Jahr auf Tour. Dr. Sabine Weigand ist seit dieser Legislaturperiode denkmalpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion und so ging sie auch in diesem Jahr auf Denkmalschutztour. Die Abschlussveranstaltung fand beim Berggasthof Streichen in Schleching statt.

Sie will Politik nicht am Schreibtisch machen, lieber geht sie zu den Menschen vor Ort informiert sich und schaut, wo Hilfe gebraucht wird, erzählt sie. Die Tour jedes Jahr durch ganz Bayern empfinden sie und ihr Team als die stressigste Zeit – aber auch die schönste Zeit des Jahres. An den Denkmälern hängt ihr Herz, sie sieht darin die Wurzeln, die Identität der Menschen, die will sie pflegen und bewahren. Es sind Gebäude mit Seele und die brauchen Menschen mit Seele.

Zur Abschlussfeier kamen nicht nur Dr. Thomas Goppel und Bürgermeister Josef Loferer, auch etliche Streichenfreunde, Landtagskollegin Gisela Sengl und vom Landesamt für Denkmalpflege Kathrin Gentner und Judith Sandmeier sowie weitere Unterstützer der anstehenden Sanierung des Gasthofes.

Begeistert war Dr. Sabine Weigand von der Stiftung Kulturerbe Bayern, die wie sie die Philosophie der Bewahrung und Erhaltung vertreten. Geschäftsführer Bernhard Averbeck-Kellner vom Kulturerbe Bayern  bestätigte, dass sie hier die gleichen Werte teilen.

An diesem Ort hat sich die Stiftung gemeinsam mit der Familien-Stiftung Yvonne Molek  und Thomas Wilde ganz besonders mit dem Kauf des Berggasthofes Streichen vor einem Jahr eingebracht.

Getragen wird diese Aktion durch Spenden, Sachleistungen und bürgerschaftliches Engagement der „Streichenfreunde“. Auch Yvonne Molek  und Thomas Wilde zählten die zahlreichen Unterstützer vor Ort auf, insbesondere auch die „gute Seele des Gasthofes“ Anneliese Laute (Schwester des verstorbenen Streichenwirts Franz Strohmayer).  Das Ehepaar sah die Aktionen als Abenteuer, bei dem sie mit vollen Herzen dabei sind.

Gisela Sengl, Agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, freute sich, dass der Berggasthof durch die beiden Stiftungen für die nachfolgenden Generationen erhalten werden kann.

Hausherr und Bürgermeister Josef Loferer sah die Erhaltung als große Herausforderung und einen Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit und Bewahrung, er war sich sicher, dass mit den „Streichenfreunden“ und den Stiftungen gute Akteure am Werk sind, meinte aber, dass es Zeit braucht, um etwas Gutes zu schaffen.

Einen Gruß aus dem Ministerium richtete Dr. Thomas Goppel (Staatsminister a.D.) aus. Er ist Vorsitzender im Landesdenkmalrat, in dem auch Dr. Sabine Weigand Mitglied ist. Er fand, dass hier die Ehrenamtlichen viel leisten und „freiwillig“ begeistert sind.

Führung in der Streichenkirche mit Fritz Irlacher

Altbürgermeister Fritz Irlacher bot eine Führung in der Streichenkirche für die Politiker:innen und die anwesenden Gäste, die gern angenommen  und mit großem Interesse und Begeisterung verfolgt wurde. Anekdotenreich brachte er die Kunstschätze der Kirche den Besuchern näher. Auch vor dem Kirchlein war die Begeisterung über die Sicht auf die umliegende Bergwelt groß, vom Kaisergebirge zur Kampenwand und zum  Geigelstein. Einig waren sich die Politikerinnen, dass hier ein magischer Platz fasziniert.

Im persönlichen Gespräch mit Dr. Sabine Weigand

Auf die Frage nach dem Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und Energiewende antwortete Dr. Sabine Weigand im persönlichen Gespräch, dass es schon denkmalgerechte Lösungen gibt, die sich aber noch im Stadium der Überlegungen befinden. Die Frage ist oft, was zerstört die Atmosphäre und was die bauliche Substanz.

Sie meinte weiter, es gibt Werte jenseits von monetären Zielen, es muss der Gesellschaft etwas wert sein, ihre Identität zu bewahren, aber auch gewisse Flexibilität dulden und keine Verhinderungshaltung haben. „Die CSU redet von Heimat, aber sie muss ihnen auch was wert sein!“ und meinte damit, dass Förderungen bewilligt werden müssen. Bei ihren Erfahrungen hat sie oft gesehen, dass  Eigentümer im Regen stehen, wenn sie keine Förderungen erhalten. Wenn zum Beispiel die Enkelin von der Oma ein erhaltungswürdiges Fachwerkhaus erbt, es restaurieren will, viele Denkmalschutz-Auflagen bekommt, aber die nicht finanzieren kann. Hier muss die Politik helfen. „Mir geht es um die Sache“ sagte sie mit Überzeugung zum Abschluss.

Fränkische Tracht und fränkische Bratwürste

Dr. Sabine Weigand hatte für den Besuch auf dem Streichen ihre fränkische Tracht angezogen und aus ihrer Heimat fränkische Bratwurst  nach Oberbayern „exportiert“, wie sie es ausdrückte, die am Abend gegrillt wurde. Bei guten Gesprächen saßen die Gäste noch gemütlich beisammen, begleiten von den angenehmen Klängen der Kirchlaiten Saitenmusi.

Text: Sybilla Wunderlich – Fotos: Uwe Wunderlich

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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