Wirtschaft

75 Jahre Presseclub München – Historie

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

Was 1950 mit ein paar Schreibmaschinen begann, ist heute ein beliebter Treffpunkt für Medienschaffende und Verantwortliche aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirche: Der PresseClub München feiert 2025 sein 75-jähriges Bestehen – und blickt auf eine reiche Geschichte zurück. Gegründet wurde der PresseClub 1950 als „Verein für auswärtige Presse“ im Weinhaus und Café Kroll am Lenbachplatz. Bereits beim ersten offiziellen „Richtfest“ waren prominente Vertreter der amerikanischen Besatzungsmacht und der bayerischen Staatsregierung anwesend. Ziel war es, in einer Zeit des politischen Umbruchs und medialen Neuanfangs, einen Ort für unabhängige journalistische Arbeit zu schaffen.

Mit dem Einzug in den wiederaufgebauten Peterhof am Marienplatz 1958 bezog der Club seine heutige Adresse. In mehr als sechs Jahrzehnten fanden hier Tausende Veranstaltungen statt, mit Bundeskanzlern, Präsidenten, Künstlern, Wirtschaftsbossen. Der Club wurde zur „Nachrichtenbörse“ und zum Wohnzimmer der Münchner Medienwelt. Schon in den Anfangsjahren galt der PresseClub als begehrter Arbeitsort: Der Fernschreiber war damals das Herzstück – wer ihn nutzen konnte, war klar im Vorteil. Die Plätze rund um das Gerät waren heiß begehrt. Es wurde diskutiert, gefeilscht, manchmal auch gestritten – um die besten Sendezeiten, die aktuellsten Nachrichten.

Auch die Gästeliste liest sich wie ein Who-is-Who der deutschen Nachkriegsgeschichte: Hildegard Knef war ebenso zu Gast wie Willy Brandt oder Helmut Schmidt. Letzterer debattierte im Club nicht nur, sondern „nachtarockte“ auch bei später Stunde an der berühmt berüchtigten PresseClub Bar. Franz Josef Strauß ging im Club ein und aus – und blieb oft bis tief in die Nacht. 1974 sorgte ein gewisser Helmut Kohl als junger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz für ein überfülltes Haus – später wurde er Kanzler. Schauspieler Joachim „Blacky“ Fuchsberger stellte im Club sein Buch vor, Kardinal Marx, Charlotte Knobloch, Friedrich Merz oder Christian Wulff standen ebenso auf dem Podium wie Ministerpräsidenten, Intendanten und Aktivisten. 2023 gab es auch royalen Besuch: Die I.M. Königin Silvia von Schweden stand Journalisten bei der Presseveranstaltung des PresseClubs Rede und Antwort. Diese Namen und Geschichten machen den PresseClub zu dem, was er ist: einen Ort der Begegnung – live, persönlich, unzensiert.

Ein echter Hit wurden die Platzl-Abende in den 1970er-Jahren, die der damalige Vorsitzende Georg Wulffius ins Leben rief und Diplomaten, Politiker oder Journalisten „Hand in Hand“ auf die Bühne holte – ob sie wollten oder nicht. Die Karten waren heiß begehrt. Kein Wunder: Wo sonst konnte man Bundes- und Staatsminister, Polizeipräsidenten und andere sonst eher zugeknöpfte Persönlichkeiten in Rüschenröckchen Cancan tanzen sehen. Auch die vielen Reisen in alle Welt prägten den Club: China, die Sowjetunion, das Baltikum oder Namibia, die Liste der bereisten Orte ist lang. Internationale Verständigung war von Beginn an Teil der Club-DNA.

Eng verbunden mit der Geschichte ist die Entwicklung des Herwig-Weber-Preises. Seit 1973 würdigt der PresseClub herausragende journalistische Arbeiten über München – mit dem Preis, benannt nach seinem Vorsitzenden von 1961 bis 1969. Ein weiterer Meilenstein: das Mentoring-Programm, das 2004 ins Leben gerufen wurde und bis heute über 250 junge Medienprofis auf ihrem Weg begleitet hat. In einer Zeit wachsender Unsicherheiten im Journalismus setzt der Club damit ein starkes Zeichen für Qualität, Austausch und Nachwuchsförderung.

Dass der PresseClub auch räumlich sichtbar bleibt, ist dem Standort Marienplatz 22 zu verdanken – einem Gebäude mit Geschichte, das selbst Metamorphosen durchlebt hat: vom „Hackerbräu Peterhof“ über ein Kino- und Buchhandlungszentrum bis hin zum heutigen Diamantenhaus mit dem PresseClub im 4. Stock. Auch technisch hat sich der Club weiterentwickelt: Veranstaltungen werden längst gestreamt. So bleibt der PresseClub ein Ort des Dialogs – nicht nur physisch, sondern auch virtuell. Und auch wenn die Aussicht aus den Clubräumen herausragend ist (und bei Meisterfeiern besonders begehrt): Der PresseClub ist weit mehr als eine Adresse am Marienplatz. Er ist Denkraum, Netzwerk, Ort des offenen Wortes – und in seiner Haltung klar: Für unabhängigen Journalismus, für Meinungsfreiheit, für Demokratie.

Am 3. April würdigte die Staatsregierung den Club für sein langjähriges Wirken mit einem Staatsempfang in der Residenz. Auch das ein Highlight in der 75-jährigen Clubgeschichte.

Bericht: Pressclub München – Foto: Hötzelsperger (anl. Staatsempfang in der Münchner Residenz)

 


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