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38 indische und Priener Schüler in der Kläranlage Chiemsee

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Der Umweltschutz spielte beim Austausch-Programm des Priener Ludwig-Thoma-Gymnasiums (LTG) dieses Jahr eine große Rolle. Die 38 Jugendlichen aus Indien und Prien informierten sich über Land- und Waldbewirtschaftung, Abfallentsorgung und Abwasserreinigung. Dazu besuchten sie Betriebe, die ihnen Praxis und Stand der Technik anschaulich vermittelten.

Was mit dem Abwasser der Chiemseeregion passiert

Diese Frage interessierte die 14- bis 15-Jährigen besonders, als sie das Tor der Kläranlage Chiemsee am 19. Juni passierten. Große Wasserbecken und technische Anlagen erwarteten sie dort, und das freundliche Team des Abwasser- und Umweltverbands Chiemsee (AUV), dessen Vorsitzender Josef Mayer, der erste Bürgermeister von Rimsting, die Gäste auf dem Betriebsgelände in Stiedering begrüßte. In Begleitung ihrer Lehrerinnen Frau Dr. Kerstin Peters und Dorothee Hornschuch erkundeten die jungen Inder und Priener das Betriebsgelände, durch das sie AUV-Geschäftsleiter Thomas Weimann eine Stunde lang führte. „Die Anlagen wurden uns sehr gut und anschaulich erklärt“, stellten beide LTG-Lehrerinnen fest. Als Englisch-Lehrerin dolmetschte Frau Hornschuch die Veranstaltung in perfekter Weise, so dass auch die nicht-deutsch-sprachigen Schüler alles bestens verstehen konnten.

In drei Stufen zum gereinigten Wasser

Als dreistufige Kläranlage besitzt die Kläranlage Chiemsee eine mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufe. Im Rechengebäude werden dem Abwasser mechanisch die groben Bestandteile entzogen. Anschließend werden Sand und Fette im belüfteten Sand- und Fettfang entfernt. Zur mechanischen Stufe gehört auch das Vorklärbecken, in dem der Primärschlamm abgetrennt wird.

In der biologischen Reinigungsstufe werden im Belebtschlammbecken organische und anorganische Verbindungen von Mikroorganismen umgewandelt. In den Nachklärbecken wird die hier entstandene Biomasse vom Wasser abgetrennt. Parallel zur biologischen Stufe erfolgt die chemische Reinigung, in der durch Zugabe von Eisen-III-Chlorid Phosphate aus dem Wasser eliminiert werden.

Energiegewinnung in der Kläranlage

Besonderes Interesse zeigten die Schüler daran, wie die Stoffe entsorgt bzw. verwertet werden, die bei der Abwasserreinigung anfallen. Thomas Weimann betonte, dass beim Betrieb der Kläranlage Chiemsee auf Umweltschutz großen Wert gelegt wird. So wird Altöl und jeder ölhaltige Lumpen fachgerecht entsorgt. Der Klärschlamm wird abtransportiert und durch eine Fachfirma verbrannt.

Das abgetrennte Fett aus dem Fettfang und der Schlamm aus dem Vorklärbecken werden in den Faulturm gepumpt. Die dort entstehenden Faulgase nutzt der AUV zur Energieerzeugung. Mit dieser Energie deckt er 40 Prozent seines Eigenbedarfs an Strom und nahezu 95 Prozent an Wärme. Seit einigen Jahren ist in Stiedering ein Schichtwasserspeicher in Betrieb, so Weimann, der für die optimale Nutzung der selbst erzeugten Wärme dient. Damit benötigt der AUV mit Ausnahme von extrem kalten Wintern kein Heizöl mehr.

Welche Umweltprojekte laufen beim AUV und was bedeutet Chiemseeagenda?

Auch diese Fragen stellten sich die jungen Besucher und fanden Antworten im lebendigen Vortrag von Alexandra Nawroth, der Umweltbeauftragten des AUV. Eine Stunde lang erfuhren sie, wie sich der AUV in allen umweltrelevanten Bereichen engagiert. Möglich ist dies nur durch die große Unterstützung der Ehrenamtlichen, die sich in hervorragender Weise im Rahmen der Chiemseeagenda in die Projekte einbringen. Neben klimaschonendem Verkehr, sanftem Tourismus, nachhaltiger Energieerzeugung und Umweltbildung sind Gewässerschutz, das Vermeiden von Plastikmüll und Mikroplastik, die Insektenförderung und die Errichtung von Blühflächen wichtige Themen beim AUV.

Interessanter Schüleraustausch zwischen Prien und der Welt 

Das Ludwig-Thoma-Gymnasium in Prien hat derzeit vier Schüler-Austausch-Programme mit Indien, Frankreich, Italien und den USA. Die 19 indischen Schüler kommen aus dem Bundesstaat Rajasthan und besuchen dort das Mayo-College in Ajmer. Die Jugendlichen sind noch bis Samstag in Prien und erleben hier seit 18. Juni zwei lehrreiche Wochen. Neben dem Besuch beim AUV erkundeten sie die Abfallentsorgung am Rimstinger Wertstoffhof, bestiegen die Kampenwand und besuchten den Langhof der Familie Riepertinger, einen landwirtschaftlichen Betrieb zur Milcherzeugung in Hörzing-Rimsting. Von Ulrich Guggenberger, dem Bad Endorfer Forstrevierleiter des AELF Rosenheim, erfuhren sie unter anderem, welche Probleme der Klimawandel in der Waldbewirtschaftung verursacht. Die Schüler besuchten München und Salzburg, das Berchtesgadener Salzbergwerk und die Wimbachklamm sowie die Chiemsee-Inseln samt Königsschloss. Im BMW-Werk in Neutraubling verfolgten sie die Entstehung eines Automobils, um danach in Regensburg den Dom und die Altstadt zu durchstreifen. Als Abschluss schauen sich die jungen Inder zwei Tage lang die Hauptstadt Berlin an.

Der Gegenbesuch der 19 Schüler der 9. Jahrgangsstufe des LTG in Indien findet im Oktober 2018 statt. Die jungen Priener werden zwei Wochen lang auf dem Mayo-College den Schulalltag in einem renommierten indischen Internat miterleben. Ziel der Reise ist es auch, dass die Schüler das wahre Leben der einfachen Bevölkerung Indiens, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen in indischen Dörfern und auf lokalen Märkten kennenlernen, als Kontrast zu den weltbekannten Sehenswürdigkeiten wie das Taj Mahal, das Regierungsviertel in Delhi und den Stadtpalast in Jaipur.

Text: Alexandra Nawroth, Umweltbeauftragte des AUV Chiemsee – Fotos: Maximilian Fischer

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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