Gastronomie

Gildeball in Aschau i. Chiemgau

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

„Schad, dass es gar ist, jetzt wo wir so gut zusammenpassen und alles bis ins letzte stimmt“, bedauerte seine Rustikalität, der Aschauer Hof-, Feld-, Wald und Wiesenmarschall Sebastian Bichler, der Meister aller Improvisationstalente ohne Konzept und Zettelwirtschaft, dass der Fasching heuer so kurz war und sich nach dem Gildeball bedenklich dem Ende zuneigt.

Die Aschauer Festhalle bleibt die Faschingshochburg für den gesamten Faschingsadel im Chiemgau. Hochansehnliche Garden trafen sich mit ihren Prinzenpaaren und allem, was eine Faschingsgilde sonst noch so braucht, beim „Aschauer Samstag – Höhepunkt der Faschingssaison“ in der Aschauer Festhalle in Aschau und erwiesen den beiden Hoheiten – seiner Tollität Prinz Martin III. – feuriger Herrscher über die Trompetenklänge des Roten Südens und ihre Lieblichkeit Prinzessin Monika IV. – tanzende Wächterin über Feuer und Flamme aus dem Reich des Aschauer Faschings – ihre Referenz.

Noch nicht einmal der sprichwörtlich letzte Platz war in der großen Halle noch frei, bunt kostümiertes Faschingsvolk bevölkerte die Tische und Gänge, die Bar und die Raucherlounge, bewegte sich zu den Rhythmen der „Talbachbuam“ auf der Tanzfläche, bestaunte die Prinzenpaare und die Showtänze der weiblichen Garden. Die Untoten kamen direkt aus der Karibik und von den mexikanischen Friedhöfen der Muertos, greisliche Zombies und Vampire hatten ihre Gruften im Oberen Priental verlassen, die letzten verbliebenen Neandertalerinnen kamen aus den versteckten Karsthöhlen im Naturschutzgebiet Geigelstein und aus dem Bergsteigerdorf Sachrang kamen zum touristischen Jahresthema Holz allerlei muntere Rehlein, ein paar Schwammerl und dazu leibhaftige Wilderer und Schmuggler. Viele Fernsehgestalten aus den Serien aller Kanäle erschienen leibhaftig in Aschau, dazu auch wilde Teufel, Marienkäferchen, süße Engel und reizende Feen, wie beim Kinderfasching. Viel Haut und tiefe Einblicke in die Kostüme boten sich den Betrachtern, doch auch hier galt oft „mehr Schein als Sein“ und nicht jeder Ausschnitt hielt, was er versprach.

Und dann ging es Schlag auf Schlag: die Aschauer Faschingsgilde beherrschte die heimatliche Bühne mit dem Elferrat und dem sturmerprobten rot-weißen Gardekorps. Prinz Martin und seine Prinzessin Monika brachten ihren Prinzenwalzer und schwebten in den letzten tollen Tagen über das Parkett. Das Aschauer Gardekorps stand den beiden in keiner Weise nach und brachte den Gardemarsch nach den vielen Auftritten der letzten Wochen flott und exakt bis ins letzte Detail. Gardemajor Christine Hamberger hat ihre 14 Mädels fest im Griff: da stimmt einfach alles. Mit rauschendem Beifall dankten die Aschauer ihrer Faschingsgilde, die sie in den Faschingswochen überall im Chiemgau so gut vertreten hatte. Souverän führte seine Rustikalität Feld- Wald, Haus- und Hofmarschalllegende Sebastian Bichler durch den Abend, je länger es dauert umso besser wird er.

Höchstleistungen bot die Prienarria mit ihrer Prinzessin Gaby I. aus dem Reich der Erfüllung von Wohn- und Schlossträumen und Prinz Valentin I., Herrscher über das Erd- und Pflanzenreich der Chiemgauer Paläste. Danach fegte die Priener Garde über die Bühne. Staunend sahen die Zuschauer, wie sie es fertig brachten, die Gesetze der Schwerkraft aufzuheben und die Mädchen über die Bühne fliegen und schweben zu lassen.

Die Chiemseenixen aus Bernau taten es ihnen nach: sie kamen im 15. Jahr ihres Bestehens direkt aus Venedig und brachten geheimnisvolle Masken ins Priental samt der Prinzessin Veronika II. – geheimnisvolle Schönheit aus dem silberschimmernden Atteltal – und Prinz Elias I. – herzensbrechender Casanova vom Canale Grande – mit dem gesamten Hofstaat.

Bad Aibling und Prutting kamen mit allem, was der Fasching so braucht, die Neubeurer brachten den Orient auf die Bühne in der Festhalle, dann kamen die Endorfer und brachten mit ihren fliegenden Mädchen den Saal zum Kochen und schließlich als Krönung die roten Rosenheimerinnen, mit ihrem Prinzenpaar Prinz Tobias I., kreativer Herrscher aus dem tanzenden Inntal und Prinzessin Julia II., liebliche Wächterin über Feuer und Licht samt ihrer Show aus den Friedhöfen Mexikos. Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.

Zwischen den Auftritten der Garden kam auch das Publikum immer wieder zum Tanz und die Talbach Buam heizten den Tänzern richtig ein. Entgegen dem sonstigen Trend bei Bällen und Tanzfesten war die Tanzfläche stets gut gefüllt, gar mancher maskierte Ballbesucher im Straßenkater-Ganzkörperdress beneidete die Tänzerinnen der Garden um ihre luftigen Kostüme. Die Bar war ständig umlagert, manches Paar musste nach dem Tanz den Flüssigkeitspegel durch geistige Getränke wiederherstellen.

Jede Show war einzigartig und beeindruckend, vor der Halle stauten sich die Busse und in der Halle ging es Schlag auf Schlag weiter. Ans Heimgehen dachte bei diesem Programm niemand und so endete der Ball für die meisten ziemlich spät.

Bericht und Bilder: Heinrich Rehberg

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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