Leitartikel

30. Internationaler Frauentag in Traunstein

Veröffentlicht von Toni Hötzelsperger

„Obacht is ogsagt“ – es muss sich noch viel ändern  –  Rückblick auf 30 Jahre Frauentag in Traunstein – gut besuchte Veranstaltung im Campus Chiemgau am Stadtplatz

„Wir möchten heute ein bisschen feiern. 30 Jahre Internationaler Frauentag in Traunstein“, eröffnete Monika Stockinger, Sprecherin des Organisationsteams für den Internationalen Frauentag, die sehr gut besuchte Veranstaltung im Campus Chiemgau am Stadtplatz. „Anfangs waren wir ganz klein“, sagte die Traunsteiner Stadträtin, nur drei Gruppierungen, Margret Winnichner mit ihrem Verein „Frauen für Mädchen“, der DGB und Amnesty International. Im Laufe der Zeit seien immer mehr Frauen aus Wohlfahrtsverbänden und Parteien dazu gekommen. Sie seien von vielen Menschen unterstützt worden. Plakate hätte das Team anfangs selbst erstellt, dann von Künstlerinnen, erst Linda Blüml, nun seit 15 Jahren von Christa Tauser. In den ersten Jahren fand der Frauentag noch in öffentlichen Lokalen statt, aber bald in öffentlichen Räumen wie im Rathaus, kirchlichen Einrichtungen oder im Casino des Landratsamtes. In der Zeit gab es nach dem Hauptteil immer ein Büffet mit Fingerfood, das Vroni Veiglhuber mit Hilfe von Frauen des Teams zubereitete. Seit dem letzten Jahr hat Agnes Stockinger diese Aufgabe übernommen.

Der 30. Internationale Frauentag in Traunstein wurde heuer von acht Frauenverbänden organisiert, den Aktiven Frauen Traunstein, der SPD, der Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, Bündnis 90/ Die Grünen, CSU-Frauenunion, Die Linke, Soroptimist International, Club Traunstein und Traunsteiner Liste. Reger Gebrauch wurde von der erstmals angebotenen Kinderbetreuung gemacht. Ulrike Hoernes, zweite Sprecherin des Orga-Teams, informierte zu den Anfängen des Weltfrauentags, der 1910 auf der Sozialistischen Frauenkonferenz offiziell als jährlicher Frauentag am 8. März beschlossen wurde. Warum es gerade der 8. März sei, lasse sich heute nicht mehr genau klären, so Hoernes. Bereits 1904 habe Clara Zetkin das allgemeine Frauenwahlrecht gefordert, 1908 demonstrierten die Textilarbeiterinnen in New York für Wahlrecht und andere Rechte. 1917 sei er endgültig auf den 8. März festgelegt worden.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung sehr harmonisch mit   gut einstudierten Liedern des Frauenchors von der katholischen Gemeinde Vachendorf. Die 12 schönen Frauenstimmen sangen vielfach a capella oder begleiteten sich selbst mit Flöten, Gitarre und verschiedenen Rhythmusinstrumenten.

Nach den Einführungsreden wurden auf der großen Leinwand kurze Videobotschaften von den verschiedensten Frauen aus der Region gezeigt, die sich kurz vorstellten und dann ihre Einschätzung zur Rolle der Frauen früher, heute und künftig abgaben. Mit dabei waren neben vielen andere die stellvertretende Landrätin Resi Schmidhuber, die Landtagsabgeordnete Magdalena Obermayer oder Annemarie Kneissl-Metz, Ortsheimatpflegerin von Übersee.

Anschließend interviewte Monika Stockinger auf dem Podium die beiden „Urgesteine“ des Traunsteiner Frauentags Margret Winnichner und Mechtild Faller-Obermeier, die den Tag mit wenigen anderen initiiert und jahrzehntelang organisiert hatten. Winnichner, Sozialpädagogin, Kreisrätin und zweite Bürgermeisterin von Übersee, sagte sie sei anfangs durch ihren Beitritt zu den Grünen in die Frauenpolitik gekommen. Es habe sich viel zum Positiven für die Frauen verändert, es gebe allerdings auch noch enorme Baustellen. Jeden Tag versuche ein Mann seine Partnerin zu töten, etwa jeden zweiten Tag sei das erfolgreich. Das Gewaltschutzgesetz habe nicht das Erhoffte gebracht, denn es sei sehr schwierig, eine von Männern geprägte Kultur wirklich zu verändern. In der Weltpolitik sei ein erschreckendes Roll-back zu beobachten. Das wieder neu erstandene Patriarchat versuche sich alles zurückzuholen, was je erreicht worden sei, so Winnichner. Sie selbst sei zum Beispiel eine „Katzenfrau“, wie Donald Trump unlängst Frauen ohne eigene Kinder bezeichnet hatte. Mechtild Faller-Obermeier, die über Jahrzehnte unter anderem als Sozialpädagogin im Pädagogischen Zentrum in Niedernfels gearbeitet hatte, meinte, an der Oberfläche gesehen gehe es Frauen in der Arbeitswelt besser als früher, aber in den leitenden Positionen seien noch immer viel zu wenige Frauen zu finden, sogar mit rückläufiger Tendenz. Bei allen sozialen Veranstaltungen seien kaum Männer zu finden. „Obacht is ogsagt!“ (Vorsicht ist angesagt). Beide hielten es für sehr wichtig, dass Frauen Netzwerke bilden, an die Öffentlichkeit gehen und sich für eine bessere Welt engagieren.

Im Anschluss gab es ein köstliches kaltes Büffet und Getränke. Dabei wurde viel weiter diskutiert. Wegen des Bieranstichs im Hofbräuhaus waren heuer weit weniger Männer als sonst unter den Gästen.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen  – Auf dem Podium interviewte (von links) Monika Stockinger, Sprecherin des Organisationsteams, Mechtild Faller-Obermeier und Margarete Winnichner, die beide den Frauentag in Traunstein initiiert hatten.

Ulrike Hoernes und Monika Stockinger, die Sprecherinnen des Organisationsteams und der Frauenchor Vachendorf beim 30. Internationalen Frauentag im Campus Chiemgau am Stadtplatz.   

 


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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