Kultur

22. Musikfrühling in Kloster Seeon

Der Himmel weinte – es regnete den ganzen Tag in Strömen, vielleicht auch weil der 22. „Chiemgauer Musikfrühling“ schon wieder zu Ende ging: er endete mit dem wunderschönen Kammerkonzert „Rhapsodie in Gold“ mit ausschließlich zu Herzen gehenden Stücken aus der Zeit der Romantik. Im ausverkauften Festsaal von Kloster Seeon  begann es mit dem 1910 geschriebenen Stück „Première rhapsodie“ von Claude Debussy für Klarinette und Klavier, CD 124. Träumerisch, langsam, verspielt klangen die zarten Klarinettentöne von Thorsten Johanns, am Klavier begleitet von Diana Ketler. Die beiden harmonisch aufeinander abgestimmt erzeugten Klang gewordene, reine Poesie.

Auf diese Weise glücklich eingestimmt vernahm das begeisterte Publikum die ebenso romantisch anmutende Musik von Antonin Dvoraks (1841 bis 1901) „Waldesruhe“ aus seinem Zyklus „Aus dem Böhmerwald“ opus 68 für Violoncello und Klavier und vier romantische Stücke für Violine und Klavier, opus75, ebenso von Dvorak, Diana Ketler am Klavier und der junge, in St. Petersburg geborene Aylen Pritchin auf der Geige.Vor der Pause spielten Ketler und Valentin Radutiu am Cello noch „Kol Nidrei“ von Max Bruch, opus 47. Das Stück ist eigentlich für Orchester und Cello geschrieben, so dass das Klavier hier gleichsam das Orchester ersetzte. Der Titel „Kol nidrei“ („alle Gelübde“) ist ein Gebetsspruch, der vor dem Abendgebet des Versöhnungstages (Jom Kippur) in jüdischen Gemeinden gesprochen wird. Dem ersten Teil liegt der traditionelle Bußgesang des Jom-Kippur-Fests zugrunde. Im zweiten Teil wechseln sich die Moll- und Durtonart elegisch ab.

Auch nach der Pause ging es mit Max Bruch (1838 bis 1920) weiter, nämlich vier Stücken für Klarinette, Bratsche und Klavier, opus 83, die Diana Ketler am Flügel, Razvan Popovici, Viola, und Thorsten Johanns, Klarinette in fröhlicher, variantenreicher Ausdruckskraft zusammen musizierten.  Den krönenden Abschluss der Matinee bildete die „Rumänische Rhapsodie“, opus 11, von George Enescu (1881 bis 1955), bearbeitet für das hier zu hörende Klavierquartett von dem österreichischen Komponisten  Thomas Wally. Mit ansteckender Spiel- und Lebensfreude, harmonisch vollkommen aufeinander eingespielt, musizierten die Musiker des Musikfrühlings in perfektem Zusammenspiel, „wie zusammengewachsen“, das technisch anspruchsvolle Stück virtuos, so dass das Publikum vollkommen hingerissen war und mit nicht enden wollendem Applaus, Trampeln Bravorufen und stehenden Ovationen dankten. So war der Abschied von der beliebten Konzertreihe mal wieder nicht leicht, aber Razvan Popovici tröstete im Ausblick auf den nächsten, 23. Musikfrühling, und versprach, der werde wieder im Mai stattfinden.

Bericht und Bilder: Christiane Giesen


Redaktion

Toni Hötzelsperger

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