Freizeit

2. Alpines Philosophicum im Bergsteigerdorf Ramsau

Zum 60. Gedenktag an ihren Vater Hermann Buhl liest Kriemhild Buhl am Dienstag den 27. Juni 2017 um 19 Uhr  aus ihrem Buch »Mein Vater Hermann Buhl« im Rahmen des  2. Alpinen Philosophicum im Bergsteigerdorf Ramsau.

Hermann Buhl war nach seinem legendären Alleingang auf den Nanga Parbat der Held der Nation, plötzlichberühmt, ein „Rock-Star“, ein Reinhold Messner der 1950er Jahre. Nach seiner zweiten Achttausender-Erstbesteigung auf den Broad Peak verunglückte er am 27. Juni 1957 durch eine abbrechende Wechte  an der Chogolisa / Karakorum tödlich. Er hinterließ eine junge Frau und drei kleine Töchter.

60 Jahre später – am Dienstag den 27. Juni 2017 –  findet im Bergsteigerdorf Ramsau bei Berchtesgaden im Rahmen des Alpinen Philosophicums ein Symposium im Gedenken an Hermann Buhl statt mit Vorträgen & Diskussionen zum Thema:

Kriemhild Buhl liest am Abend um 19 Uhr aus ihrem Buch „Mein Vater Hermann Buhl“. Anschließend an die Lesung diskutieren wir mit Peter Habeler und Ines Papert über Extrembergsteigen gestern und heute.

  • Ort:     Rathaus in 83486 Ramsau bei Berchtesgaden
  • Zeit:    Die Lesung mit Kriemhild Buhl beginnt um 19 Uhr

»Mein Vater Hermann Buhl – Pionier des Extremen«

Im Alleingang bezwang Hermann Buhl 1953 als Erster den Nanga Parbat, einen der schwierigsten Achttausender im Himalaya. Er war der Held der Nation, plötzlich berühmt, ein „Rock“-Star, ein Reinhold Messner der 50er Jahre. Ein Sieger und Hoffnungsträger für die Deutschen und Österreicher nach dem verlorenen Weltkrieg, ein leidenschaftlicher Abenteurer. Seine zweite Expedition im Himalaya kostete ihn das Leben. Er hinterließ eine junge Frau und drei kleine Töchter.

Wie ging es weiter? Der Mann – das Zentralgestirn der Familie und ihr Ernährer war weg – er wurde nie gefunden. Seine Witwe, die bisher gewohnt war, ihr Leben seinem unterzuordnen, war mittellos, ohne Beruf und musste sich neu erfinden. Sie musste lernen, sich im Widerstreit mit einer männlich betonten Gesellschaft zu behaupten. Sie ging zurück in ihre Heimat, ins Berchtesgadener Land, baute ein Haus, eine Gästepension, mit der sie ihre Familie durchbringen konnte.

Das Durchbringen war eine Sache. Etwas anderes war es, den Vater, die fehlende Leitfigur, zu ersetzen. Den Mythos lebendig zu erhalten, damit denTöchtern immer bewusst war, dass sie Erben von etwas sehr Kostbarem waren, auf das sie stolz sein konnten. Konnte sie das überhaupt? Natürlich nicht immer. Sie war ja selbst ein Opfer der Umstände, immer auf der Flucht nach vorn, permanent überfordert und am Improvisieren. Die drei Töchter waren schwerer Tobak, in jeder einzelnen setzten sich die Gene ihres eigenwilligen, kämpferischen und abenteuerlichen Vaters durch. Es war leichter, einen Sack voller Flöhe zu bändigen, als die Töchter dieses abwesenden Mannes zu erziehen.

Die Handlung ist ein Panorama aus extremen bergsteigerisch-sinnlichen Erfahrungen, Spurensuche und Alltag einer Familie immer am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Der Roman spiegelt das Erleben und die Sicht der ältesten Tochter Kriemhild wider. Sie schildert die Tragödie einer Familie, die im Schatten des Mythos versucht, das Leben zu bewältigen. Sie beschreibt, wieEhefrauen von Helden oft eine Nebenrolle in ihrem eigenen Leben spielen underst durch den Tod ihrer Leitfigur, des Partners, gezwungen sind, eine eigene Identität aufzubauen, eine eigene Perspektive zu entwickeln.

Und wie erleben Töchter den Alltag ohne fassbaren, aber glorifiziertenVater? Sie bleiben immer auf der Suche nach einem Ideal, sie kennen kein Urvertrauen in den Mann als Beschützer, sie akzeptieren schwierige, selbstruinöse Partnerschaften.

Obwohl das Buch auf den ersten Blick der Abenteuerroman einer Familie zwischen Höhen und Tiefen zu sein scheint, ist es auch das Psychogramm vonMenschen, die durch überhöhte Ideale geprägt und zum Scheitern verdammt sind, wenn sie es nicht schaffen, Verstrickungen zu erkennen und ihren eigenen Weg zu gehen.

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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