Leitartikel

Hans Pumpfer – Ein Leben für die Anderen

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Mit 92 Jahren blickt Hans Pumpfer aus Innerwald bei Sachrang (Gemeinde Aschau i. Chiemgau) auf ein bewegtes und ausgefülltes Leben zurück. Doch er lehnt sich noch nicht zurück, im Gegenteil: er ist auch im hohen und vitalen Alter noch für Andere da. So wie er sein Lebtag lang und auch als junger Soldat für die Gemeinschaft da war.

Der junge Hans Pumpfer musste 1945  mit 16 Jahren in den Krieg, zuvor war er ab 1942 bereits  zu  Schulungen eingeladen. Ein erster Lehrgang war in Bergen im Chiemgau, zu dessen Ende dichteten sich die Kameraden um Hans Pumpfer folgendes Lied: „Am Bergener Bahnhof ein Hitlerjunge stand, er hielt seinen Koffer fest in der Hand, ihn kann nichts mehr erschüttern, kein Führer-Geschrei, kein Führer-Geplärr, er fährt nach Hause in eine bessere Zeit und die nach uns kommen, tun uns heute schon leid“.   Zu den Schulungen erinnert er sich zusammenfassend wie folgt: „Wir waren alle mit großer Begeisterung dabei. Die NS-Führungsschichten verstanden es in unglaublicher Weise, die Jugend für ihre Machenschaften heranzuziehen und zu missbrauchen“. In den Kriegsmonaten war Hans Pumpfer als Kurierfahrer eingeteilt, mit viel Glück und nach reichlich Abenteuern kehrte er von seiner letzten Fahrt aus Berlin in sein Heimatdorf zurück. Seine 1943 begonnene Zimmererlehre bei der Firma Johann Baptist Huber in Aschau wurde mit der Einberufung 1945 unterbrochen, erst im Jahr 1946 konnte sie fortgesetzt und im Frühjahr 1947 mit der Gesellenprüfung erfolgreich abgeschlossen werden.

Ehrenamtlich für Gemeinde, Vereine und Kirche unterwegs  –  Nach dem Kriegsende widmete sich Hans Pumpfer wieder seinem Beruf, er gründete 1959 eine eigene, bis heute bestehende Baufirma, er setzte sich für Soziales und Kommunales ein, war 30 Jahre Gemeinderat und (Erster bzw. stellvertretender) Bürgermeister der Gemeinden Sachrang und Aschau sowie 12 Jahre Kreisrat im Landkreis Rosenheim. 17 Jahre war er Schöffe und Hauptschöffe an Rosenheimer und Traunsteiner Gerichtn, 29 Jahre war er ehrenamtlicher Richter beim Bayerischen Verwaltungsgericht München und 30 Jahre Bau- und Selbstschutzberater beim Bundesverband für Selbstschutz. Doch damit nicht genug: 19 Jahre war Hans Pumpfer Aufsichtsrat und zum Teil dessen Vorsitzender bei der Raiffeisenbank Aschau, 20 Jahre stellvertretender Ortswaisenrat und Betreuungshelfer, 24 Jahre Erster Pfarrgemeinderatsvorsitzender von Sachrang, ebenfalls 24 Jahre Dekanatsrat, Delegierter zum Kreiskatholikenrat und Zweiter Vorsitzender des Dekanatsrates sowie 20 Jahre Beirat im Ökumenischen Sozialdienst Priental.

1952 Gründer des Wintersportvereins Sachrang  – Am 24. März 1952 übernahm Hans Pumpfer das Amt des Gründungsvorstandes beim WSV Sachrang, 52 Jahre war er in der Vorstandschaft, in diese Zeit fielen der Neubau der Sprungschanze sowie ungezählte sportliche Wettbewerbe.  Im gleichen Jahr 195 wurde von Hans Pumpfer ein Bergrettungsdienst gegründet, die ab 1953 als Bergwachtgruppe der Bereitschaft Rosenheim eingegliedert wurde.  Als Bürgermeister von Sachrang war er 1973 mit dabei als der Freundeskreis Müllner-Peter gegründet wurde, 30 Jahre war er Zweiter und Erster Vorsitzender. Weitere langjährige und aktive Zugehörigkeiten von ihm galten dem Trachtenverein „D´Geigelstoana“ Sachrang (10 Jahre Vorplattler, 11 Jahre Fähnrich, 37 Jahre Vereinsausschuss), dem Fremdenverkehrsverein Sachrang (46 Jahre Ausschuss, davon 22 Jahre Zweiter Vorsitzender), der Krieger- und Soldatenkameradschaft Sachrang (68 Jahre Mitglied, jetzt Ehrenvorstand), dem Verein Gartenbau und Blumenfreunde (25 Jahre in der Vorstandschaft) und dem SPD-Ortsverein Sachrang-Aschau (28 Jahre Vorsitzender seit der Gründung 1965).

Frau Hannelore: „War nur möglich, weil er bis 56 Jahre ledig war“  – Im Alter von 56 Jahren heiratete er seine Frau Hannelore, mit ihr verbringt er den Lebensabend in seinem Haus in Innerwald und liebevoll umsorgt er seit vielen Jahren seine durch einen Verkehrsunfall erblindete Frau. In ihrem ganz persönlichen Rückblick erklärt sich Hannelore Pumpfer die enorme außerberufliche Leistungsbilanz ihres Mannes mit den Worten: „Das war nur möglich, weil er bis ins Alter von 56 Jahren ledig blieb!“.  Eine von vielen   Auszeichnungen erhielt Hans Pumpfer im Jahr 1990 durch die Bayerische Kommunale Verdienstmedaille in Bronze durch Landrat Dr. Max Gimple und Aschaus Bürgermeister Kaspar Öttl. Am 2. August 2018 wurde im Preysingsaal auf Schloss Hohenaschau auf Anregung des Bayernbundes und mit Unterstützung der Gemeinde Aschau bei einem Festakt an Hans Pumpfer das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verliehen, überreicht von der Bayerischen Staatsministerin Kerstin Schreyer.

Fotos: Hötzelsperger –  1. Hans Pumpfer als Vorsitzender des Müllner-Peter-Vereins bei einer Bayerisch-Tirolischen Wallfahrt. 2. Eine von vielen Auszeichnungen: Verdienstnadel in Gold mit Brillanten vom Bayerischen Landessportverband.

 

 

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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