Kirche

15 Jahre Hospiz-Verein Prien und Umgebung

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Während sich am Kirchweihsamstagnachmittag viele Menschen aufgrund des goldenen Oktoberwetters im Garten, in den Bergen oder zumindest im Freien erfreuten, versammelten sich zahlreiche Gläubige zu einer Ökumenischen Andacht in der Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“ in Prien. Anlass war das 15jährige Bestehen der Hospiz-Gruppe Prien und Umgebung. Die festliche musikalische Gestaltung übernahmen die Mitglieder der Capella Vocale unter der Leitung von Kirchenmusiker Rainer Schütz.

„Seit nunmehr 15 Jahren gibt es die Hospiz-Gruppe in Prien – ein guter Grund zurückzuschauen, innezuhalten und nach vorne zu blicken“, so Stefan Scheck, der seit sechs Jahren Vorsitzender ist und dieses Amt von der Gründungsvorsitzenden Dr. Ute Christophers übernommen hat. Frau Dr. Christophers galt ebenso ein herzliches Gedenken wie Ingeborg Altendorfer, die viel für den Start der Hospizgruppe geleistet hatten. Derzeit hat die Hospizgruppe Prien rund 250 Mitglieder und fast 30 aktive und ausgebildete Personen, die Schwerstkranke und Sterbende auf ihrem letzten Erdenweg begleiten. Wie Vorsitzender Stefan Scheck in seiner Begrüßung sagte, waren es im ersten Jahr 2002 erst fünf Begleitungen, die geleistet wurden, so sind es inzwischen jährlich rund 60 Menschen, die im Seniorenheim, Krankenhaus oder privat zu Hause persönlichen Beistand am Ende ihres Lebens erfahren. In seinem Rückblick erinnerte Scheck daran, dass die Hospizbewegung 1967 entstand, Gründerin war die Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin Cicely Saunders mit einem ersten St. Christophers Hospice in London. Derzeit gibt es in Bayern 19 Hospiz-Stationen und 59 Hospiz-Vereine. Der Priener Hospiz-Verein hat im Jahr 2016 viel geleistet, an Zahlen nannte Scheck 65 Sterbe-Begleitungen mit 2.030 Stunden und 8.230 Kilometern Wegstrecke. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, waren 806 Verwaltungsstunden, zehn Vorstandssitzungen, 12 Gruppen-Abende (in der Kursana-Residenz) sowie 12 Supervisionen mit Pfarrer Josef Götzmann erforderlich. „Insgesamt 390 Menschen haben wir seit Anbeginn begleitet“, so Stefan Scheck in seiner Bilanz. Fernziel des Vereins ist es bis Ende 2019 eine stationäre Hospiz in Bernau zu eröffnen.  Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Priener Hospizgruppe weiterhin Spender und Gönner sowie Einnahmen aus eigenen Aktivitäten. Eine dieser Veranstaltungen, mit denen auf die Hospizbewegung aufmerksam gemacht und etwas eingenommen werden kann, ist ein Theaterabend mit den Tabu-Tanten und mit dem Titel „Sie werden lachen, es geht um den Tod“. Zweimal im Jahr werden diese Veranstaltungen durchgeführt.

Pfarrer Klaus Hofstetter und Pfarrerin Christine Wackerbarth feierten die ökumenische Andacht gemeinsam. Beide dankten den Hospiz-Verantwortlichen und den vielen Ehrenamtlichen mit den Worten: „Zeit zu haben und für Menschen da zu sein, das ist heute ein sehr hohes Gut und eine unbezahlbare Leistung. Vergelt´s Gott dafür“. Glückwünsche kamen in Form eines Grußwortes von Zweiten Bürgermeister Hans-Jürgen Schuster. Er erinnerte an die Geburtswehen des Vereins. „Aus dem kleinen Kind ist inzwischen ein strammer und gesunder Kerl geworden“, so der stellvertretende Bürgermeister, der eine finanzielle Aufbauhilfe überreichte, damit das geplante Hospiz-Haus in Bernau Wirklichkeit werde. Jörg Eberhardt, Leiter der Jakobus SAPV Rosenheim begann nach der Andacht die Festrede mit den Worten: „Physischer und sozialer Schmerz ist leichter zu ertragen, wenn man liebevolle Zuwendung erfährt. Wohlwollende Fürsorge und gegenseitige Versorgung sollten eine Selbstverständlichkeit sein, denn der Mensch braucht bis in die letzte Phase seines Lebens Gemeinschaft.“ Als Grundsatz formulierte er: „Gebrechliche, Behinderte und Sterbende sind keine Katastrophe – im Gegenteil: familiäre, professionelle und ehrenamtliche Hilfe in der Hospiz-Bewegung ohne Be- und Verurteilung des bisherigen Lebens erfolgen nach dem Motto, einfach nur da zu sein. Sterben und Tod gehören zum Leben“. Abschließend bezeichnete Jörg Eberhardt die Hospiz als gelebte Friedensarbeit. Um die Zukunft zu meistern, bat Eberhardt um Solidarität seitens der Politik, der Krankenkassen und der Bürgerschaft. „Vielen Dank, dass es Euch gibt! Wir werden alles tun, dass die uns anvertrauten Menschen nicht nur in Würde sterben können, sondern bis zuletzt leben können“. Nach der Andacht und Feier in der Pfarrkirche versammelten sich die Mitglieder der Hospizgruppe Prien mit ihren Gästen im Katholischen Pfarrheim zu einem Empfang mit Sekt und Häppchen. Dabei dankte Gründungsmitglied Helga Mertel für die Ausgestaltung des Pfarrheims mit einer Dokumentation zu 15 Jahre Hospiz-Verein Prien und für 15 gebastelte und aufgehängte Wolken mit vielen Sternen, die an die Verstorbenen mit Hospiz-Begleitung erinnerten.

Foto: Hötzelsperger – Eindrücke von der Feier 15 Jahre Hospizverein in Prien.

  1. Von links: 2. Bgm. Hans-Jürgen Schuster, Pfarrerin Christine Wackerbarth, Hospizvereins-Vorsitzender Stefan Scheck und Jörg Eberhardt, Leiter der Jakobus SAPV Rosenheim.
  2. Jörg Eberhardt (li.) gratuliert Stefan Scheck und überreicht Geschenke.
  3. Capella Vocale – musikalische Gestalter der Ökumenischen Andacht

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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