Einen Traumwettertag erwischte der Trachtenverein „Daxenwinkler“ Atzing zu seinem 125. Geburtstag. Nicht wie so oft in der Vereinsgeschichte und wie zuletzt vor fünf Jahren beim Gautrachtenfest des Chiemgau-Alpenverbandes mit einem Festzelt, sondern im Freien unter den schattigen Bäumen des schön hergerichteten Buchenwaldes von Munzing sollte gefeiert werden. Und die Vereinsverantwortlichen, die vielen ehrenamtlichen Helfer sowie die zahlreichen Besucher wurden nicht nur vom Wetter belohnt.

Daxenwinkler Jubiläumswaldfest: Schuhplattler auf der Waldbühne

Bereits beim Festzug ab dem Vereinshaus sah und spürte man den besonderen Charakter des Tages, der in angenehmer Weise in die Vereinsgeschichte eingehen wird.  Voran ging es über Arbing nach Munzing mit der Festmusikkapelle Wildenwart, mit der großen Schar der Vereinsjugend und der Vereinsmitglieder, den Fahnenabordnungen und Delegationen der Ortsvereine von Wildenwart und Atzing, den Abordnungen des Patenvereins Prien und der weiteren Nachbarstrachtenvereine von Frasdorf, Greimharting, Höhenmoos und Wildenwart sowie vieler Ehrengäste aus der Marktgemeinde Prien, vom Bayerischen Trachtenverband und dem Chiemgau-Alpenverband über Arbing. Im Buchenwald war die Bühne zum Altarraum hergerichtet, den Gottesdienst gestalteten blas- und volksmusikalisch die Wildenwarter Blaskapelle unter der Leitung von Sebastian Graf und die Rimstinger Sänger. Pfarrvikar Gottfried Grengel bat angesichts der besonderen Örtlichkeit, die Feier als Dank für Heimat- und Brauchtumspflege zu sehen, dazu sagte er: „Zeigen wir mit unserer Tracht und mit unserem Tun, was unsere Seele ausmacht, woher wir kommen, woran wir glauben und vergessen wir nicht, dass wir und die uns umgebenden Bäume ein Teil der Schöpfung sind. Die Welt ist gut, weil dahinter ein guter Gott ist!“. Die Kollekte bei diesem Gottesdienst kommt der Priener Tafel zugute.

Hohe trachtlerische Ehrengäste gratulierten den Atzinger Trachtlern stehend von links: Landesvorsitzender Günter Frey, Georg Westner (stv. Landeskassier), Ehrenlandesvorsitzender Max Bertl, Sepp Schmid (Ehrenmitglied Chiemgau-Alenverband) und Miche Huber (Gauvorstand Chiemgau-Alpenverband) / knieend von links die Atzinger Trachtenvorstände Konrad Huber, Wilhelm Feichtner, Michael Schlosser und Andreas Rauch.

315 Mitglieder, 125 Jahre und 60 Jahre Waldfest

Trachtenvorstand Michael Schlosser konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen, vom Bayerischen Trachtenverband waren Ehrenvorsitzender Max Bertl, und Landesvorsitzender Günter Frey und stellvertretender Landeskassier Georg Westner zugegen, den Chiemgau-Alpenverband vertraten Gauvorstand Miche Huber und Gau-Ehrenmitglied Sepp Schmid, die Marktgemeinde Prien war durch Zweiten Bürgermeister Michael Anner junior, mehreren Gemeinderäten und durch Martina Lehmann von der Prien Marketing GmbH vertreten. Ein weiterer Gruß galt Marisa Steegmüller,   Chefin der Flötzingerbrauerei zusammen mit Braumeister Helmut Amberger sowie Vorstandsmitglied Heiner Sieger vom jüngst in München gegründeten Verein „Bier und Wir in Bayern“, dessen Ziel die Anerkennung des Bierlandes Bayern als immaterielles Weltkulturerbe ist. In seinem Jubiläums-Rückblick sagt Vorstand Schlosser: „Unsere 315 Mitglieder wollen die Idee der Gründer, Tracht und Sitt zu erhalten, aufrechthalten. 1897 erfolgte die Gründung, 1903 trennte sich ein Teil vom Verein und gründete im benachbarten Wildenwart einen eigenen Verein und anfangs gehörten wir dem Gauverband I an“. Weitere wichtige Stationen in der Vereinsgeschichte waren 1957 die Gründung der ersten Jugendgruppe, im selben Jahr die Gründung u.a. aus Atzinger Mitgliedern eines eigenen Greimhartinger Vereins, 1958 der Wechsel zum Chiemgau-Alpenverband und 2005 der Spatenstich für ein eigenes Vereinshaus, das 2007 eingeweiht werden konnte. Einen besonderen Dank sagte Schlosser der Munzinger-Familie für das Überlassen des Buchenwaldes seit 1961 zu Waldfest-Zwecken und den Bein- und Bernhacker-Familien von Arbing für deren Bereitschaft, ihre Grundstücke für Parkzwecke zur Verfügung zu stellen.

Die Orts- und Nachbarsvereine gratulierten gemeinsam mit einer Spende an die Jugend.

Gauvorstand Miche Huber: „Jugendarbeit ist unbeschreiblich wichtig“

Für den Chiemgauer Gauvorstand Miche Huber sind die seit 60 Jahren angebotenen Waldfeste ein sichtbares Zeichen, dass beim Atzinger Trachtenverein zur rechten Zeit die richtigen Leute am Werke sind, dazu sagte er: „Unbeschreiblich wichtig ist die Arbeit der Jugendleiter und Vorplattler, ihr Kümmern um den Nachwuchs sorgt dafür, dass wir auch fortan teilhaben an der Trachtenbewegung in Bayern, die im nächsten Jahr ihren 140. Geburtstag feiern kann“. Priens Zweiter Bürgermeister Michael Anner dankte für den würdigen Bitt- und Dank-Gottesdienst und auch dafür, dass die Atzinger vor kurzem bei der 125-Jahr-Feier der Priener Markterhebung Hand- und Spanndienste leisteten und kräftig mitfeierten. Weiters sagte er: „Die Atzinger sind seit vielen Jahren gute Werbe-Botschafter für  Prien, unter anderem bei der Grünen Woche in Berlin oder in der Gemeinde Weilrod im Hochtaunus, dessen Delegation wir besonders willkommen heißen“. Anner überreichte an den Festverein eine Spende von 250 Euro für die Jugendarbeit, dieser Spende schloss sich Norbert Bargon von Weilrod-Hasselbach mit besten Grüßen von Bürgermeister Götz Esser mit einer weiteren Spende an. Auch die Ortsvereine von Atzing und Wildenwart übergaben durch Sebastian Graf von der Wildenwarter Musikkapelle eine Geldspende für einen Ausflug des Nachwuchses vom GTEV Atzing. Mit der Bayern-Hymne endete der Festakt auf der Waldbühne und es schlossen sich eine unterhaltsamer Familien-Nachmittag und abends ein besonderes Jubiläums-Waldfest an (hierüber berichten wir noch gesondert).

Fotos: Rainer Nitzsche

Weitere Informationen: www.trachtenverein-atzing.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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