Kirche

111 Jahre: Überseer Orgel

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

Klanggewaltig und wunderschön erschallte die Orgel in der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus zum 111. Geburtstag der Siemann-Orgel, die auf den Tag genau am Sonntag, 4. Mai, 1914 zum ersten Mal die Besucher der Pfarrkirche begleitet hatte. Als Eingangsstück zum Jubiläumskirchenkonzert spielten der Traunsteiner Organist und Kirchenmusiker von St. Oswald, Manfred Müller an der Orgel und die Hornistin Katharina Waldherr, beide auf der Empore.

Für jeden Musikliebhaber sofort hörbar zog der Organist schon beim ersten Stück von César Franck (1822 bis 1890) alle Register, um das wertvolle Instrument in all seinen Klangvarianten – von volltönend bis sensibel zart – gebührend vorzustellen. Alle Werke, entweder für Orgel solo oder für Horn und Orgel, waren in der Zeit der Romantik entstanden, also etwa der Zeit des Überseer Kirchen- und Orgelbaus. So kamen weitere Werke von den Komponisten Bernhard Eduard Müller (1842 bis 1920), Camille Saint-Saens (1835 bis1921) und Jaques-Nicolas Lemmens (1823 bis 1881) zur Aufführung.

Schon vor 111 Jahren war der Einbau der Orgel ein großes Ereignis gewesen, hatte es doch ab der Fertigstellung der Kirche 1904 fast zehn Jahre gedauert, bis eine Orgel eingebaut und bespielt werden konnte. Pfarrer Konrad Roider als Hausherr moderierte den Jubiläumsabend in der Pfarrkirche, begrüßte die vielen Zuhörer und gab einen kleinen Rückblick auf die Geschichte der Orgel. Orgelbauer war Willibald Siemann (1864 bis 1932) aus München und Regensburg, der mit seiner bekannten Orgelbaufirma viele Kirchen in Oberbayern mit Orgeln bestückt hatte. Vor fünf Jahren war die 1914 eingebaute Orgel in Übersee erstmals grundlegend gereinigt und restauriert worden. Pfarrer Roider bat dazu den anwesenden Orgelbauer Reinhard Frenger von der gleichnamigen Firma bei Rosenheim einige Worte zu dem Instrument zu sagen. Frenger gratulierte den Überseer Bürgern zu dem „tollen Instrument“. Es sei bis heute zu 100 Prozent im Originalzustand erhalten. Bei der Renovierung vor fünf Jahren seien lediglich die Pfeifen gereinigt und Schimmelbefall an einigen Stellen beseitigt worden. Ansonsten sei das Instrument weitestgehend in seinem ohnehin guten Zustand belassen worden.

Ehrung für Johannes Dengler

Während des Konzerts gab es einen weiteren Höhepunkt. Christian Dengler, der als Kirchenmusiker und Organist, die Orgel in St. Nikolaus 55 Jahre lang gespielt hatte, wurde herausgebeten und mit Geschenken und vielen lobenden Worten für seinen unermüdlichen Einsatz geehrt. Johannes Dengler wurde 1937 in Dresden geboren und absolvierte seine Ausbildung in Regensburg. Seit April 1970 war er Lehrer in Übersee, dann bis zu seiner Pensionierung Schulleiter in Marquartstein und weit länger Organist, Dirigent der Blaskapelle und Leiter des Kirchenchors in Übersee, wo er der Kirchenmusik immer wieder neue Impulse gab. Nach weiteren schönen Musikstücken von Orgel und Horn gab es stehenden Applaus für Orgel und Musiker. Anschließend fand ein Stehempfang im Pfarrheim statt, wo weiter gefeiert wurde.

Bericht und Fotos: Christiane Giesen

 Die 1914 eingebaute Orgel in der Pfarrkirche St Nikolaus feierte ihren 111. Geburtstag.

Für 55 Jahre als Organist und Leiter des Kirchchors in Übersee wurde während des Konzerts Johannes Dengler (zweiter von links) von Pfarrer Konrad Roider, der Geschäftsführerin der Pfarrei Elke Küblböck (links) und Kirchenpflegerin Regina Kreuz geehrt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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