Land- & Forstwirtschaft

100 Jahre Pferdezuchtgenossenschaft Prien u.U. – Gründungs-Geschichte

Veröffentlicht von Anton Hötzelsperger

100 Jahre werden es in diesem Jahr, dass es eine Gemeinschaft von Pferdezüchtern in Prien mit Umgebung gibt. Gefeiert wird das heurige Jubiläum mit einem Frühschoppen am Sonntag, 22. April ab 10 Uhr in Hörzing bei Greimharting und mit einem Großen Pferdetag am Sonntag, 16. September beim Moar z´Bruck in Prien.

Das Ziel, die Pferdezucht zu beleben, wurde in der Chiemgau-Zeitung am 16. Januar 1918 wie folgt und im Sinne einer Gründungsversammlung angekündigt: „Im Interesse der Hebung der Pferdezucht im Bezirke Prien findet am Sonntag, 20. Januar im Hotel Kampenwand in Prien Nachmittags 3 Uhr eine Versammlung des Landwirtschaftlichen Vereins Prien statt, in der die Gründung einer Pferdezuchtgenossenschaft für den Bezirk Prien mit staatlicher Unterstützung vor sich gehen soll, wozu alle Bürgermeister des Bezirkes, sowie an alle bereits zum Beitritte angemeldeten Pferdebesitzer eigene Ladungen ergangen sind und woran alle übrigen Landwirte sich beteiligen können. Gerade zur Jetztzeit dürfte es sich empfehlen, diese Versammlung recht zahlreich zu besuchen, da die geplante Gründung im allgemeinen Interesse der gesamten Landwirtschaft gelegen ist.“  Bereits kurze Zeit später, am 16. Oktober 1918 wird ebenfalls in der Chiemgau-Zeitung eine erste Fohlen- und Stutenprämierung angekündigt vom Verband für die Zucht des Pinzgauer Pferdes in Oberbayern mit folgender Anzeige mit folgendem Text angekündigt: „Am Dienstag, den 22. Oktober findet in Prien am Chiemsee (Viehmarktplatz = heutiger Wendelsteinplatz) eine Fohlen- und Stutenprämierung innerhalb der Pferdezuchtgenossenschaft Prien statt. Zur Prämierung gelangen 1 ½-jährige Stutfohlen, 2 ½-jährige Stutfohlen, 3 ½-jährige Stuten, 4 ½-jährige Stuten und zur Zucht benützte Stuten. Die Preise werden als Aufzuchts- und Erhaltungsprämien gegeben und zu zwei Fünftel sofort und zu drei Fünftel im nächsten Jahr ausbezahlt, wenn die Tiere dem Zuchtgebiet erhalten bleiben. Die 3 ½-jährigen Stuten müssen außerdem im nächsten Jahr gedeckt sein. Die 4 ½-jährigen Stuten müssen heuer bereits gedeckt und im nächsten Jahr wieder gedeckt sein. Die zur Zucht benützten Stuten können alle Stuten im Alter von über 4 ½ Jahren konkurrieren, welche der Zuchtrichtung entsprechen, bereits gedeckt sind oder schon gefohlt haben oder erst zu Zuchtzwecken angekauft wurden. Schlechte Hufpflege und unzweckmäßige Beschläge -bei jungen Pferden zur Sommerszeit Griffeisen auf den Vorderhufen – schließen von der Preiszuteilung aus. Konkurrenzberechtigt sind nur Pferde im Besitz von Mitgliedern der Pferdezuchtgenossenschaft Prien und zwar nur Pferde des Pinzgauer Schlages, eine Vorführung aller zuchtfähigen Stuten ist jedoch erwünscht. Beginn der Aufnahme der Pferde um 9 Uhr vormittags, Beginn der Musterung der Pferde um 11 Uhr vormittags. Die Abstammungspapiere, Füllschein, bzw. Auszug aus dem Deckregister, sowie Bedeckungsnachweis sind bei der Aufnahme vorzuzeigen. Unmittelbar an die Prämierung schließt sich die Aufnahme in das Stutbuch an. Anschließend findet eine Versammlung der Genossenschaft mit Preisverteilung im großen Saale des Gasthofes Bayerischer Hof (Sterzer) statt. Prien, den 16. Oktober 1918, Pferdezuchtgenossenschaft Prien, Dr. Hoerning, 1. Vorsitzender“.

Wie diese Beiträge aus der Chiemgau-Zeitung von 1918 zeigen, gab es nach dem I. Weltkrieg wenige Pferde, so dass der Rinderzuchtverband und die Bauernschaft zur Hebung der Pferdezucht aufforderten. Die neu gegründete Genossenschaft stellte zur Unterstützung der Pferdezüchter einen sogenannten Genossenschaftshengst zur Verfügung, der letzte Hengst dieser Art bis 1965 beim Scheich-Bauern von Aschau i. Chiemgau (Fischer von Egerndorf). Zum heurigen Jubiläumsjahr hat die Pferdezuchtgenossenschaft Prien und Umgebung (Gebiet Simssee-Chiemsee-Priental-Achental)  88 Mitglieder mit rund 120 Pferden aller Rassen. In den Jahren 1989, 2001 und 2013 waren gemeinsame Stutenprämierungen mit den Genossenschaften Traunstein, Berchtesgadener Land und Prien in Prien. Die Genossenschaft Prien beteiligte sich in den letzten Jahrzehnten erfolgreich an vielen regionalen und überregionalen Pferdezuchtveranstaltungen, unter anderem auf dem Zentralen Landwirtschaftsfest und bei den Landesschauen in München sowie bei der Bundesschau in Berlin. Wie Hans Wallner junior aus Prien-Bruck als derzeitiger Vorsitzender und als Nachfolger seines gleichnamigen und Vaters informiert, kann die kleinste Genossenschaft Bayerns stolz auf ihre Erfolge sein und feiert deswegen ihr Jubiläum dementsprechend groß. Neben den Jubiläumsvorbereitungen sollen die bisherigen Ziele weiter verfolgt werden, diese sind die Präsentation der Pferde bei kirchlichen und weltlichen Festen und Brauchtumsveranstaltungen, die Nutzung im Freizeitbereich, zum Wohle des Tourismus und zur weiteren Belebung der Pferdezucht.

Das Jubiläumsprogramm beginnt am Sonntag, 22. April um 10 Uhr im Lang-Stadel in Hörzing mit zünftiger Musik, mit Brotzeit und natürlich mit ausreichend Bier. Der Höhepunkt des Jubiläums ist am Sonntag, 16. September ein Großer Pferdetag ab 10 Uhr beim Moar z´Bruck, dessen Austragsbauer Hans Wallner senior selbst jahrzehntelang Vorstand der Genossenschaft war. An diesem Tag gibt es ein abwechslungsreiches Schauprogramm mit dem Motto „Rund ums Ross – von Kloa bis Groß“.  Dabei werden interessante Einblicke in die Pferdezucht sowie ein Markttreiben und altes Handwerk geboten. Die Preaner Rosserer freuen sich auf viele Besucher und sie laden mit folgendem Satz ein: „Alle Rosserer, Pferdeflüsterer und begeisterte Anhänger aus Bayern, Deutschland, Österreich und dem Rest der Welt sind herzlich willkommen!“.

Foto/s/Repros: Berger und Hötzelsperger – Eindrücke und Erinnerungen zu 100 Jahre Pferdezuchtgenossenschaft Prien und Umgebung

Weitere Informationen: www.prien.de

Redaktion

Anton Hötzelsperger

Als freier Journalist bin ich bereits seit vielen Jahren mit der täglichen Pressearbeit für die Region Chiemsee, Samerberg und Oberbayern befasst. Mit den Samerberger Nachrichten möchte ich eine Plattform bieten für Beiträge aus den Bereichen Brauchtum, Landwirtschaft, Tourismus und Kirche, die sonst vielleicht in den Medien keinen breiten Raum bekommen würden.

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